Fachbereich: Akutpsychosomatik (Kinder und Jugendliche)

Fachbereich: Akutpsychosomatik (Kinder und Jugendliche)

Unser Schwerpunkt ist die Behandlung von Essstörungen. Wir behandeln Kinder und Jugendliche mit Erkrankungen wie Magersucht, Bulimie oder Adipositas.

Akutpsychosomatik für Kinder- und Jugendliche

In der Klinik für Akutpsychosomatik für Kinder und Jugendliche behandeln wir Patienten ab 12 Jahren mit akuten Essstörungen in einem sicheren und behüteten Umfeld. In Ausnahmefällen ist auch eine Aufnahme von Patienten unter 12 Jahren möglich. Im häuslichen Umfeld kann schon ein auffälliges Essverhalten der Anfang einer Essstörung sein. Beispielsweise verzichten die Kinder- und Jugendlichen bewusst auf „verbotene“ Lebensmittel, wie Zucker, Fette usw. und reduzieren so ihr Körpergewicht. Oft haben die Kinder und Jugendlichen eine verzerrte Körperwahrnehmung und sehen sich selbst als zu dick, obwohl sie bereits Untergewicht haben. In der Folge erkranken Patienten mit Essstörungen häufig auch körperlich. In unserer Klinik behandeln wir daher nicht nur psychische Ursachen der Essstörung, sondern auch die körperlichen Beschwerden.

Eltern sollten auf Alarmzeichen achten, wie:

  • vermehrte Traurigkeit, Antriebslosigkeit, starke Anhänglichkeit, Zukunftsängste
  • Spielunlust und verminderte Aktivität
  • Schlafstörungen oder vermehrtes Schlafbedürfnis
  • Rückzug, Aufgeben von Hobbys
  • Konzentrationsstörungen, Leistungsabfall in der Schule
  • Appetitstörungen und Gewichtsabnahme
  • Hyperaktivität

Was wir behandeln

Die Behandlung in unserer Klinik für Akutpsychosomatik erfolgt auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse. Qualifiziertes ärztliches, therapeutisches und pflegerisches Personal unterstützt Dich bei Deinem Heilungsprozess. Wir verfügen auch über eine umfassende Ausstattung, unter anderem stehen uns 10 Monitoringplätze zur Verfügung. Das sind Stationen, die der Überwachung Deiner Vitalparameter (zum Beispiel Herz- und Atemfrequenz, Blutdruck und Körpertemperatur) dienen.

Manchmal können Patienten aufgrund Ihres Gesundheitszustands nicht zu einer prästationären Untersuchung (also zu einer Untersuchung vor der Aufnahme in die Klinik) zu uns kommen. Dann entscheiden wir auf Basis der uns vorliegenden medizinischen Unterlagen, zum Beispiel von Deinem Hausarzt, sowie Telefonaten und Gesprächen mit vorbehandelnden Ärzten, Therapeuten und natürlich mit dir und Deinen Eltern, ob eine Aufnahme möglich ist.

Um in unserer Klinik aufgenommen zu werden, gibt es keine untere Gewichtsbegrenzung.

Diese Krankheitsbilder behandeln wir

  • Extreme Anorexia nervosa (absichtlich herbeigeführter oder aufrechterhaltener Gewichtsverlust / Magersucht) (BMI 8 - 13)
  • Anorexie nervosa ab BMI 13
  • Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht)
  • Binge Eating (impulsive, nicht kontrollierbare Essanfälle)
  • sonstige Essstörungen

 

Wir behandeln außerdem zusätzlich auftretende körperliche und psychische Begleiterkrankungen wie:

psychiatrische Komorbiditäten:

  • Depressionen
  • Ängste
  • Zwänge
  • Schmerzstörungen

 

Somatische (körperliche) Begleiterkrankungen sind u. a.:

  • Osteoporose  (Verringerung der Knochendichte, Knochenbrüche werden dadurch häufiger)
  • Blutbild-Veränderungen infolge herabgesetzter Blutbildung bei Knochenmarkdepression
  • verminderte Hormonproduktion (Geschlechtshormone, Schilddrüsenhormone)
  • Herz-Kreislauferkrankungen
  • Perikaderguss (Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel)
  • Bradykardie (verlangsamter Herzschlag)

Dank engmaschiger fachärztlicher Behandlung und Überwachung sind wir in der Lage, auch schwerste Essstörungen zu behandeln.

Alle Krankheitsbilder von A-Z

  • Komorbiditäten bei Essstörungen wie u.a.: Ängsten, Depressionen, Zwänge, Burn out, somatformen Schmerzstörungen, Adipositas, funktionelle Störungen, somatopsychischen Erkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Hypertonus, Ulcera ventriculi und z. N
  • Magersucht
  • Übergewicht

Wie wir Dich behandeln

Diagnostik

Da bei unseren essgestörten Patienten häufig körperliche Komplikationen und Folgeerkrankungen entstehen, legen wir großen Wert auf eine gründliche, körperliche und durch medizinische Geräte gestützte Diagnostik und Behandlung. Dies geschieht zunächst durch eine ausführliche Anamneseerhebung (Fragen zu Deiner Vorgeschichte und eventuell früher bestehenden Krankheiten) und eine körperliche Untersuchung durch die Stationsärzte nach der Aufnahme. Wir beziehen dabei immer auch die Befunde der Ärzte mit ein, die Dich zuvor behandelt haben. Wir besprechen uns im Team und schätzen so Deinen Gesundheitszustand ein.

Unsere diagnostischen Methoden

  • Monitoring (Überwachung)
  • Klinisch-chemisches Labor, inklusive Blutgasanalyse
  • Untersuchungen der Herzaktivität: Ruhe-EKG (Sonographien, Langzeit-EKG, Langzeit-Blutdruckmessung, Labor) & Langzeit-EKG
  • Langzeit-Blutdruck-Messung
  • Echokardiografie (inklusive Farbdoppler-Echokardiografie) (Herzultraschall)
  • Sonografie (Ultraschall): Abdomen (Bauch) (inklusive Harnblase), Schilddrüse, Speicheldrüsen
  • Gefäßultraschall: Farb-Duplexsonografien der extracraniellen Gefäße und der Extremitätengefäße (arteriell und venös)
  • Lungenfunktionsprüfung (inklusive Bestimmung der Resistance)

Bei Patienten mit starkem Untergewicht oder kardialen (das Herz betreffenden) Komplikationen führen wir eine Monitorüberwachung durch. Unsere Ärzte arbeiten sehr eng zusammen und Deine Behandlung beinhaltet regelmäßige Chef-/Oberarztvisiten und stationsärztliche Sprechstunden sowie stationsärztliche Kontakte. Dadurch wissen alle Ärzte und Pfleger Deiner Station immer genau über Deinen Gesundheitszustand Bescheid.

Falls notwendig, leiten wir fachübergreifende Konsiliaruntersuchungen, also Untersuchungen durch beratende Ärzte anderer Fachabteilungen, ein.

Therapie

Unser Behandlungsangebot umfasst neben der Einzeltherapie auch Gruppentherapie. Die psychotherapeutischen Gesprächstherapien sind verhaltenstherapeutisch und tiefenpsychologisch aufgebaut und finden in Kleingruppen mit zehn bis zwölf Mitpatienten statt. Bei der sogenannten „tiefenpsychologisch fundierten Kleingruppenpsychotherapie“ beziehen wir non-verbale (das bedeutet, das hier nicht das Sprechen im Vordergrund steht) Verfahren mit ein, wie z.B. Tanztherapie, konzentrative Bewegungstherapie oder Kunsttherapie. Wir bieten auch eine esstherapeutische Großgruppe an, die sich gezielt mit Deinem Essverhalten (und dem der anderen Gruppenmitglieder) beschäftigt.

Gemeinsam überwinden wir soziale Isolation, setzen uns kritisch mit den Werten und Vorstellungen von dir und den anderen Gruppenmitgliedern auseinander und korrigieren euer Essverhalten. Das Gemeinschaftsgefühl, das bei der Gruppentherapie gefördert wird, ist sehr wichtig für euren Therapieerfolg. Denn du wirst sehen, dass es andere Jugendliche gibt, denen es ähnlich geht und die in dieser Zeit für dich da sind. Genauso wirst du erleben, dass auch du dich von Tag zu Tag besser fühlst, wenn du deine Gruppenmitglieder motivierst, Verständnis für sie aufbringst und ihr euch so gegenseitig bei dem Erreichen eurer Therapieziele unterstützt!

Unsere Therapiebausteine im Überblick:

Wöchentliche, psychotherapeutische Einzelgespräche

Du triffst Dich wöchentlich mit unserem Therapeuten und ihr erarbeitet gemeinsam, in welchen Bereichen Deines Denkens, Handelns und Erlebens eventuelle Störungen vorliegen, damit wir diese behandeln können.

Gruppenpsychotherapie

In der Gruppenpsychotherapie lernst Du Jugendliche kennen, die ähnliches erlebt oder sogar die gleiche Diagnose wie Du erhalten haben. Ihr könnt euch untereinander austauschen, offen über eure Gedanken sprechen und gemeinsam mit eurem Therapeuten alltägliche Situationen üben, um danach gezielt über die verschiedenen Reaktionen und Handlungsweisen zu sprechen. Der Austausch mit anderen ist in der Regel sehr erleichternd und kann erheblich zum Erfolg Deiner Behandlung beitragen!

Ärztliche Visiten

Der Oberarzt besucht Dich regelmäßig, um mit dir über den bisherigen Verlauf Deiner Behandlung sowie über Deine Ziele und Wünsche zu sprechen.

Körperbildarbeit

Hier sollst Du lernen, negative Gedanken, die sich auf deinen eigenen Körper beziehen, bewusst zu erfassen und selbst zu steuern. Unser Therapeut unterstützt dich dabei und zeigt dir Übungen, die Du jeden Tag anwenden kannst, um Schritt für Schritt die positiven Seiten deines Körpers kennenzulernen.

Therapeutisch begleitetes Essen

Unsere Ernährungswissenschaftler sind speziell ausgebildet, um dir zu helfen, wieder zu einem gesunden und geregelten Essverhalten zurückzufinden.

Ernährungsberatung

In wöchentlichen Einzelgesprächen erstellst Du gemeinsam mit deinem Bezugsernährungstherapeuten einen Essensplan für die kommende Woche. Außerdem besprecht ihr die Ziele, die Du dir für dein Essverhalten gesetzt hast und wie Du diese am besten erreichst.

Einkaufstraining

Dein Bezugsernährungstherapeut geht auch mit dir Einkaufen, damit Du den erarbeiteten Speiseplan bestmöglich und weitestgehend nach deinem Geschmack umsetzen kannst.

Lehrküche

In der Lehrküche lernst Du in der Gruppe, alltagstaugliche und gesunde Gerichte zuzubereiten und richtig zu portionieren. Außerdem trainierst Du hier Deine Wahrnehmung von Hunger und Sättigung – wann solltest Du essen, wann lieber nicht und wann ist es zu viel?

Konzentrative Bewegungstherapie

In dieser speziellen Therapie lernst Du deinen Körper noch besser wahrzunehmen, indem Du zum Beispiel Erinnerungen und Gefühle durch Bewegungen und bestimmte Haltungen zum Ausdruck bringst.

Kunsttherapie

In der Kunsttherapie benutzt Du verschiedene Materialien zum Malen, Zeichnen und Gestalten von Objekten. Du kannst experimentieren und hast durch das Gestalten auch die Möglichkeit, Stimmungen und Gefühle auszudrücken, über die es Dir vielleicht schwerfällt zu sprechen.

Musiktherapie

In der Musiktherapie hast Du wie bei der Kunsttherapie die Möglichkeit zu experimentieren. Du wirst herausfinden, welche Instrumente am besten zu Deinem Empfinden passen und auf welche Arten man sie spielen kann. Du kennst das bestimmt – manche Lieder stimmen Dich glücklich, andere regen Dich zum Nachdenken an und wieder andere motivieren Dich und füllen Dich mit Tatendrang – was passiert aber, wenn Du selbst am Instrument bist?

Tanztherapie

Die Tanztherapie funktioniert ähnlich wie die oben genannte konzentrative Bewegungstherapie. Du kannst Dich ganz auf Deinen Körper konzentrieren und ihn durch fließende Bewegungen im Rhythmus der Musik mit Deinen Gedanken und Gefühlen in Einklang bringen.

Entspannungsverfahren

Methoden wie Yoga, Progressive Muskelentspannung und Qi Gong helfen Dir, deinen Körper zu entspannen und ihn gleichzeitig besser zu verstehen – welche Bewegungen sind möglich und was bewirken sie in Dir?

Spezielle Gruppenangebote

für Depressionen, Soziale Kompetenz, Emotionsregulation

Physiotherapie (Krankengymnastik)

Sie verbessert die Bewegungs- und Funktionsfähigkeit Deines Körpers, zum Beispiel durch Massagen und das gezielte Beanspruchen bestimmter Muskeln.

Sporttherapie

Je nach Deinem Krankheitsbild erarbeiten unsere Sporttherapeuten mit dir ein Sportprogramm, das genau auf Deine Fähigkeiten und Ziele angepasst ist.

Spezialtherapeutische Freizeitangebote

Eines unserer besonderen Angebote ist eine Theaterwerkstatt.

Eltern- und Familiengespräche

Damit wir Dich erfolgreich behandeln können, ist es sehr wichtig, dass wir auch Deine Familie und engsten Freunde in die Therapie mit einbeziehen. Das bedeutet nicht, dass sie die ganze Zeit bei dir sind. Aber es ist wichtig, sie über das Krankheitsbild aufzuklären, sodass sie Dich im Umgang mit Deiner Erkrankung und bei Deiner Genesung bestmöglich unterstützen können.

Begleitung durch Deine Eltern

Wenn unsere Ärzte es für sinnvoll halten, dann können wir zusammen mit dir auch Deine Eltern in die Klinik aufnehmen.

Wir sind für dich da!

Unsere qualifizierten Pflegekräfte sind rund um die Uhr für Dich da. Du hast einen sogenannten Bezugspfleger, der für dich zuständig ist. Ob bei der Freizeitgestaltung oder Kriseninterventionen – unsere Fachkräfte begleiten und umsorgen Dich im Alltag und halten Kontakt zu Deinen Eltern oder anderen Angehörigen.

Schule in der Klinik (Beschulung)

Wir bieten auch Schulunterricht an, das heißt Du wirst durch den Aufenthalt bei uns keinen Stoff für die Schule versäumen. Den Unterricht halten bei uns Lehrer der örtlichen Schulen. Dieser Unterricht findet innerhalb der Klinik statt. Für alle Schulformen, von der Grundschule bis zur gymnasialen Oberstufe, ist ein qualifizierter Stützunterricht möglich.

Weitere Informationen zum Download

Dr. Rebecca Knoche

Dr. Rebecca Knoche

Chefärztin der Klinik für Akutpsychosomatik Kinder und Jugendliche und der Rehabilitationsklinik für Kinder-, Jugend- und Familienpsychosomatik und Psychotherapie

MEDICLIN Seepark Klinik