
Krankheitsbild: Binge Eating
Unter dem Krankheitsbild Binge Eating versteht man impulsive Essanfälle, bei denen unkontrolliert und schnell viel zu viel gegessen wird. In der MEDICLIN Seepark Klinik arbeiten mit Ihnen an Ihrem Essverhalten.
Was ist Binge Eating?
Menschen mit Binge Eating-Syndrom leiden unter impulsiven Essanfällen, bei denen sie die Kontrolle über Art und Menge der aufgenommenen Nahrung verlieren. Sie nehmen in relativ kurzer Zeit viel mehr Nahrung zu sich, als sie das unter „normalen“ Umständen tun würden. Und das oft ohne überhaupt Hunger zu haben. Oft führt Binge Eating zu Übergewicht und erheblicher psychischer Belastung.
Ursachen
Die konkreten Ursachen der Binge Eating-Störung sind bislang nicht gesichert. Oft spielt jedoch die Einstellung zum eigenen Körper und Gewicht eine große Rolle. Binge Eating- tritt sowohl bei Normalgewichtigen als auch bei Menschen, die an Fettleibigkeit leiden, auf.
Häufig werden die Essanfälle ausgelöst durch Emotionen wie:
- Angst
- Wut
- Trauer
- Stress
- Langeweile
- Ärger
Menschen mit Binge Eating-Syndrom nutzen Essen zum Stressabbau oder als Stimmungsaufheller. Oft führt der Essanfall dann aber zu Selbstekel, Schuld und depressiver Stimmung. Die körperliche Folge ist oft Übergewicht. In einigen Fällen entwickelt sich eine Depression. Viele Betroffene leiden auch schon zum Zeitpunkt der Diagnosestellung an einer Depression – es ist nicht eindeutig geklärt, ob Binge Eating die Depression hervorruft oder umgekehrt.
Was sind die Symptome einer Binge Eating Störung?
Das wiederholte Auftreten von Essenfällen gilt als Hauptsymptom. Weitere Symptome können sein:
- Unregelmäßige Ernährung
- Negative Einstellung zum eigenen Körper/Gewicht
- Veränderte Wahrnehmung in Bezug auf Hunger- und Sättigungsgefühl
- Übergewicht
Die Diagnose Binge Eating-Syndrom gilt als gesichert, wenn Essanfälle mit mindestens drei dieser Symptome auftreten:
- Schnelleres Essen als gewöhnlich
- Essen bis zu einem unangenehmen Völlegefühl
- Essen trotz ausbleibendem Hungergefühl
- Aus Verlegenheit über die Essensmenge nicht in Gesellschaft anderer zu essen
- Ekel über die eigene Person, Niedergeschlagenheit, Schuldgefühle nach Essanfällen
Wie wir Binge Eating behandeln
Zur Feststellung einer Binge Eating-Störung nutzen wir zunächst folgende diagnostische Verfahren:
- Ausführliche Erst- und Aufnahmegespräche zur Eingrenzung der Essstörung und Abklärung vorhandener biologischer und psychosozialer Ursachen
- körperliche Untersuchung zur Abklärung körperlicher und somatischer Begleiterkrankungen , fachärztliche Diagnostik – (internistisch, kardiologisch,
- Computergestützte Psychodiagnostik
Apparative Diagnostik
Bei Ihrer Aufnahme führen wir zunächst eine Eingangsdiagnostik durch, um einen umfassenden Überblick über die somatischen Komorbiditäten (zusätzlich zur Grunderkrankung vorliegende Krankheiten und Syndrome) zu erhalten.
- Monitoring (Überwachung lebenswichtiger Funktionen): Bei Binge Eating Patienten ist dies nur selten notwendig.
- Klinisch-chemisches Labor, inklusive Blutgasanalyse: Wir ermitteln so z. B. ein begleitendes metabolisches Syndrom (u.a. Fettstoffwechselstörungen, Fettleber).
- Ruhe-EKG (Standardherzuntersuchung): Dies nutzen wir, um Herzrhythmusstörungen und Blutversorgungsstörungen des Herzmuskels auszuschließen.
- Sonographie (Ultraschall setzen wir z. B. zur Diagnose eines begleitenden metabolischen Syndroms ein (u.a. Fettstoffwechselstörungen, Fettleber).
- Langzeit-EKG
- Langzeit-Blutdruck-Messung (zur näheren Abklärung einer Bluthochdruckerkrankung mit besonderer Berücksichtigung der Nachtphase)
- Echokardiografie (inklusive Farbdoppler-Echokardiografie): Oft treten begleitende Bluthochdruckerkrankungen auf, diese beobachten wir mittels dieser Herzuntersuchung.
- Lungenfunktionsprüfung (inklusive Bestimmung der Resistance)
Therapie bei Binge Eating
Unsere Therapie bei Binge Eating und ggf. Übergewicht beruht auf einer Kombination aus Behandlungsbausteinen, die sowohl psychische als auch körperliche Beschwerden berücksichtigen:
In den Einzelgesprächen identifizieren und therapieren wir Störungen des Denkens, Handelns und Erlebens.
In der Gruppenpsychotherapie erproben und erleben Sie gemeinsam und unter Anleitung Ihres Bezugspsychotherapeuten Situationen und Verhaltensweisen aus dem Alltag. Dies geschieht in einem kontrollierten und wohlwollenden Rahmen.
Gemeinsam mit Ihrem behandelnden Oberarzt reflektieren Sie hier Ihren Behandlungsverlauf und die gesetzten Therapieziele.
Bei der Körperbildarbeit sollen Sie lernen, auf Ihren Körper bezogene negative Gedanken zu identifizieren und zu verändern. Es sollen negative Gefühle und Einstellungen dem eigenen Körper gegenüber abgebaut werden. Durch gezielte Übungen unterstützen unsere Therapeuten Sie, auch positive Aspekte Ihres Körpers zu entdecken.
Ökotrophologen begleiten Sie in diesem Setting engmaschig, um zu einem eigenverantwortlichen und geregelten Essverhalten zurückzufinden.
In wöchentlichen Einzelgesprächen mit Ihrem Bezugsernährungstherapeuten erstellen Sie gemeinsam einen individuellen Wochenessensplan und reflektieren die selbst gesetzten Ziele.
Gemeinsam mit Ihren Bezugsernährungstherapeuten gehen Sie zum Einkaufen, um erarbeitete Verhaltensänderungen praxisrelevant umzusetzen.
Hier werden alltagstaugliche Gerichte zubereitet mit entsprechenden Portionsmengen und einer ausgewogenen Komponentenauswahl. Sie lernen wieder die Wahrnehmung von Hunger und Sättigung zu spüren, um sich wieder auf Ihr Gefühl beim Essen zu verlassen.
Beim Löffeltraining geht es um ein Portionsmengentraining zum Einüben üblicher Portionsgrößen. Sie werden hier lernen, das Portionsmaß mit Löffeln zu bestimmen.
Erinnerungen werden durch Bewegungen belebt und in körperlichen Haltungen und Ihrem Verhalten ausgedrückt. In der konzentrativen Bewegungstherapie lernen Sie, Ihren Körper besser wahrzunehmen.
In der Kunsttherapie kommen unterschiedliche Materialien zum Malen, Zeichnen und plastischen Gestalten zum Einsatz. Sie werden angeregt, Neues zu probieren, zu experimentieren und Dinge auszudrücken, für die Ihnen vielleicht sonst die Worte fehlen. Unterschiedliche künstlerische Methoden und Techniken unterstützen diesen Prozess. Geleitete Imaginationen und Achtsamkeitsübungen sollen den Weg zu inneren Bildern bahnen, die im vertrauten Rahmen dargestellt, und mit Abstand betrachtet und kommuniziert werden können.
In der Musiktherapie werden Sie wieder zu ihrem eigenen Körperempfinden geführt. In der Klangtherapie setzen wir Therapieinstrumente, wie kleine Leiern, Kontrabass, Cello, Klangschalen, Monochord ein, was zur Entspannung und Reaktivierung führen kann. Kreisende Gedankengänge können durch das Musizieren unterbrochen werden. Das Arbeiten mit verschiedenen Schlaginstrumenten (Trommeln, Xylophone) dient als Ventil für unterdrückte Gefühle. Wut, Trauer, Unzufriedenheit und Schmerz können dadurch zum Ausdruck kommen.
Die Tanztherapie soll Ihre Körperwahrnehmung stärken und Emotionen und Gefühle durch Bewegungen auszudrücken und Sie so in Ihrer Krankheitsbewältigung unterstützen.
u. a. Yoga, Progressive Muskelentspannung, Qi Gong
für Depressionen, Soziale Kompetenz, Emotionsregulation
Krankengymnastik und physikalische Therapien
Je nach Indikation stellen wir ein individuelles Sport- und Bewegungsprogramm zusammen, z. B. Aquagymnastik, Walking, Medizinisches Aufbautraining.
wie zum Beispiel eine Theaterwerkstatt
Behandlung von psychosomatischen Begleiterkrankungen wie Depressionen, Ängste, Zwänge, Soziale Phobie, Behandlung von somatischen (körperlichen) Begleiterkrankungen wie Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck etc.
Unsere Behandlungsziele sind:
- eine Normalisierung des Essverhaltens
- die Ursachen der Essstörung zu erkennen und zu bekämpfen
- Ihr Selbstwertgefühl zu stärken
- Ängste abzubauen
- bei Übergewicht: Gewichtsabnahme und -stabilisierung